

Es war
einmal
ein
König ...
Oder: Wie wir in Berlin-Frohnau Geschichte und Zukunft verbinden
Ja, es ist ein weiter Weg nach Frohnau. Aber wenn man die 20 Kilometer aus dem zentralen Berlin hinter sich gebracht hat, landet man in einem verwunschenen Ort, der alles wiedergutmacht.
Die Platanen wachsen hoch und grün, die Luft ist klar und frühlingshaft warm, man hört eine
Blaumeise leise zwitschern, und durch liebevoll gepflegte Mietergärtchen lugen die
imposanten, über 80 Jahre alten Wohnhäuser durch, bei denen im wahrsten Sinne des Wortes die
Zeit stehen geblieben ist. Insgesamt 49 dieser schönen zweigeschössigen Klinkerbauten
gehören zum Ensemble der Invalidensiedlung, die von einer Sporthalle und einem
Gemeinschaftshaus komplettiert wird. Ihre Geschichte reicht weit zurück: 1748 errichtete der
preußische König Friedrich II in Berlin-Mitte ein Invalidenhaus für Versehrte, die im Krieg
für die Heimat gekämpft hatten, sozusagen als Entschädigung. Mitte der 30er-Jahre wurde die
Stiftung „Invalidenhaus Berlin“ jedoch unter die Obhut der Wehrmacht gebracht, das Gebäude
sollte für die Ausbildung von Militärärzten genutzt werden. Gleichzeitig gab es den Erlass,
für die Bewohner:innen des Hauses in waldreicher Umgebung am Stadtrand von Berlin eine
Invalidensiedlung zu bauen. Das lauschige Frohnau in Reinickendorf erschien ideal. Hier
wurden nun ab 1937 für den Nutzungszweck optimierte Mehrfamilienhäuser gebaut, die man heute
als barrierearm bezeichnen würde. Wo gab es damals schon Haustürrampen für
Rollstuhlfahrer:innen?
In den Jahrzehnten danach sammelte sich allerdings ein enormer Sanierungs- und
Investitionsbedarf an. Eine Aufgabe, der sich die Stiftung wirtschaftlich nicht gewachsen
sah, weshalb sie sich Ende 2021 auflöste. 2022 wurde die Siedlung dann an berlinovo
übergeben. Und obwohl ab diesem Zeitpunkt die satzungsmäßige Widmung des Ortes aufgehoben
wurde, soll die historische Substanz und der soziale Charakter dieses Ortes unbedingt
erhalten bleiben.

Unsere Siedlung ist auch für junge Familien interes-sant. Schließlich gibt es hier eine Krippe, Kita und Sporthalle. Und die Schule ist gleich um die Ecke.
Ein einzigartiger Ort der Ruhe und Hoffnung, der aus Tradition bezahlbar bleibt
Menschen, die sozial besonders ungeschützt sind, eine liebenswerte Heimat zu bieten und ihr Zusammenleben zu fördern, ist unser elementarer Auftrag.


Gleichzeitig wollen wir das Quartier behutsam in die Zukunft holen und auch für neue
Bevölkerungs- und Altersgruppen öffnen. Hier könnten beispielsweise prima Familien mehrerer
Generationen leben: Wir sind bereits in Gesprächen mit sozialen Trägern, die Betreutes
Wohnen ermöglichen könnten.
Doch so schön die Siedlung und das grüne Umfeld, so kompliziert gestaltet sich ihre
Sanierung: ein täglicher Spagat zwischen Denkmalschutz und den aktuellen Anforderungen an
komfortables Wohnen. Eines der dringlichsten Themen ist die energetische Sanierung. Um den
hohen Energiebedarf der fast 80-jährigen Häuser zu reduzieren, müssen die Wände, also die
Fassaden, die Dächer und die Keller gedämmt werden. Dank des Denkmalschutzes gestaltet sich
das gar nicht so einfach. So darf etwa keine Außendämmung angebracht werden, die alten
Doppelkastenfenster aus Holz dürfen nicht ausgetauscht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass
Sanierungarbeiten in bewohntem Zustand stattfinden: Null Problemo beim Thema Keller oder
Dach, aber spätestens bei den Badezimmern sind kreative Lösungen gefragt. Und gibt es die
Möglichkeit der Nachverdichtung? Jein. Zwar gibt es bereits architektonische Ideen, die die
Anmut des historischen Dorfes aufgreifen, seine Geschlossenheit bietet jedoch nur wenig Raum
für zusätzliche Gebäude.
Ja, im idyllischen Frohnau gilt es für berlinovo noch viele große Rätsel zu lösen. Eine
Herausforderung, die wir gern annehmen. Auch, weil uns das Projekt mit seiner spannenden
Historie tief berührt und ein wenig verzaubert hat.